Im letzten Beitrag ging es um die tragfähige Beziehung zum Kind, warum sie wichtig ist und wie der Beziehungsaufbau unterstützt werden kann.
In diesem Beitrag geht es darum, warum auch die Beziehung zu den Eltern nicht zu vernachlässigen ist.

Fühlen sich die Eltern in der Kita gesehen und wahrgenommen, signalisieren sie in der Regel ihrem Kind: „Hier ist es in Ordnung.“ „Ich vertraue den Menschen hier.“ Das passiert in der Regel auf einer unbewussten Ebene. Fühlen sich die Eltern irritiert, unwohl oder übergangen, so signalisieren sie dies ihrem Kind auch auf der unbewussten Ebene.

Warum ist die Beziehung zu den Eltern wichtig?
Wenn die Kinder sich „gezwungen“ sehen, zwischen den Primärbezugspersonen (in der Regel den Eltern) und sekundären Bezugspersonen (Bezugspersonen in der Einrichtung) zu entscheiden, entscheiden sie sich in der Regel immer für eine Kooperation mit den Primärbezugspersonen. Das kann den Beziehungsaufbau zwischen Kind und Bezugsperson in der Einrichtung erschweren oder sogar verhindern.
Daneben kann es nur zu einer gelingenden Bildungs- und Erziehungspartnerschaft auf Augenhöhe kommen, wenn sich die Eltern gesehen und wertgeschätzt fühlen.

Was ist für den Beziehungsaufbau zu Eltern/Familien zu beachten?
Die Familie ist der erste Bildungsort, den Kinder erleben. Eltern gestalten diesen bewusst, oftmals auch unbewusst. Die Handlungsmuster passen für die Familie und sind für diese stimmig. Mitunter unterscheiden sich die Systeme Familie und Kita sehr voneinander. Es kann sein, dass das Kind bislang wenig Gelegenheiten hatte, Autobahnen zu bauen, die für das Bildungssystem wichtig sind. Das ist so und das darf sein. Es ist sehr wichtig, dass es nicht zu einer Beurteilung oder gar Verurteilung der Eltern kommt.
Eltern geben immer ihr Bestes und wollen das Beste für ihr Kind – mit den Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.

Was ist in der Kommunikation mit der Familie wichtig?
Alle Menschen haben ihre individuellen Autobahnsysteme – so auch Familien bzw. jede einzelne Person in der Familie. Eine offene, authentische und ehrliche Kommunikation von Anfang an ist deshalb so bedeutsam. Dazu ist es wichtig anzuerkennen, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen und Meinungsverschiedenheiten in verschiedenen Punkten geben kann. Und ja, Konflikte gehören auch zu einer gelingenden Bildungs- und Erziehungspartnerschaft dazu.

Kann sich die Familie alles wünschen, was sie will?
Ja, wünschen kann sich die Familie alles. Es ist auch hilfreich, wenn Wünsche und Erwartungen klar benannt werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Kita alle Wünsche und Erwartungen bedienen und erfüllen kann und muss.
Gesetzliche Grundlagen und Vorgaben für die Kita wie auch die Konzeption und das Schutzkonzept der Kita sind sowohl die Grundlage als auch der Rahmen für die Zusammenarbeit mit der Familie. In diesem Rahmen kann gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, die sowohl für die Familie als auch die Kita umsetzbar sind.
Ich hoffe, meine Gedanken waren für Sie eine kleine Inspiration, und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude bei der Gestaltung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Familien.
Herzlichst
Ihre Kerstin Müller 😊
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